Um schneller zu den Weinen zu gelangen, die dem eigenen Geschmack entsprechen, sollte Wein auch verkostet und nicht „nur“ getrunken werden. Verkosten bedeutet, sich einen Wein bewusst anschauen, ihn bedacht beschnuppern und probieren. Aufgrund der dabei gesammelten Eindrücke lässt sich der Wein besser beurteilen, sich mehr von ihm merken und ihn auch besser vergleichen.
Das Aussehen
Das Aussehen eines Weins verrät am wenigsten über ihn. Über die Qualität sagt es nur wenig aus. Allerdings schmeckt uns das besser, was für uns gut aussieht. Wenn wir also schon die Farbe eines Weins mögen, dann wird er meistens auch schmecken. Halten Sie das Glas leicht geneigt, so dass der Wein im Glas eine ovale Oberfläche bildet. An deren schmalem Ende ist wenig Wein, so dass Sie die Farbe gut erkennen können. Halten Sie dabei das Glas vor ein weißes Blatt Papier, eine Serviette oder vor eine weiße Tischdecke. Somit werden Ihre Eindrücke nicht von Farben in der Umgebung gestört und der Kontrast ist groß genug, um die Farbe zu erkennen. Ist der Wein klar? Falls nicht, dann könnte er einen Fehler haben. Verwechseln Sie eine Trübung nicht mit Weinstein. Das ist kristallisierte Weinsäure, die jeder Wein früher oder später, meistens noch vor dem Abfüllen bildet. Weinstein ist kein Fehler!
Ältere Rotweine können ein Depot gebildet haben und auch etwas trübe sein. Deshalb kann die Flasche dekantiert und dadurch das Depot entfernt werden. Weißweine sind fast immer zitronengelb. Je mehr Luftkontakt sie erhalten (Ausbau im Holzfass oder Flaschenreife), desto farbintensiver werden sie. Gereifte Weißweine bekommen mit der Zeit einen orangefarbenen Touch und werden goldgelb. Bernsteinfarben sind im Allgemeinen Weine, die absichtlich der Luft ausgesetzt wurden (z. B. Oloroso Sherry).
Rotweine sind meistens rubin- oder granatrot (ganz leichter bräunlicher Einschlag). Purpur sind sehr junge Rotweine und von Braunrot spricht man wiederum bei absichtlich oxidierten Weinen (z. B. Tawny Portwein). Je älter Rotweine werden, desto mehr nimmt ihre Farbtiefe ab.
Die Bandbreite von Rosé erstreckt sich von himbeerrot bis hin zu lachsrosa. Das ist abhängig von der Rebsorte und der Produktion. Die Farbe sagt auch erst mal wenig über Qualität, Charakter und Geschmack aus. Vielleicht dies: Je dunkler ein Rosé ist, desto mehr wird er einen Rotwein-Charakter haben.
Der Geruch
Schnuppern Sie zuerst, ohne zu schwenken. Der Wein riecht oft anders, wenn er bewegt wurde. Ungeschwenkt verflüchtigen sich „nur“ die leichteren Aromen. Der Wein wirkt zarter. Blumige und fruchtige Aromen und Noten vom Fass - sofern vorhanden - sind im Vordergrund. Schwenken Sie dann das Glas! Durch das Verteilen des Weins auf der Glasinnenfläche kann deutlich mehr Wein verdunsten. Der Wein wird intensiver. Er kann sich dabei aber auch verändern. An der Glasinnenwand erwärmt sich der Wein sehr schnell. Größere, komplexere Moleküle können sich lösen. Nachdem Sie wenige Sekunden geschnuppert haben, machen Sie eine Pause. Erstens kann sich Ihre Nase erholen und ist wieder aufnahmefähig. Zweitens kann neuer Wein verdunsten und wie kleine Luftballons im Glas aufsteigen, so dass Sie diese wieder „wegsaugen“ können.
Ein Wein sollte auf jeden Fall sauber, also frei von Fehlern sein. Der bekannteste Fehler ist der Korkgeschmack. Davon betroffene Weine erinnern im Aroma oft an feuchten Rindenmulch oder einen modrigen Keller und hinterlassen auf der Zunge ein sehr stark austrocknendes Gefühl (nicht zu verwechseln mit der Wirkung von Tannin). Suchen Sie nach Aromen, die Sie aus dem Alltag kennen. Dabei ist es schon sehr gut, wenn Sie sagen können, dass ein Wein z.B. Aromen hat, die Sie an Früchte, Blumen und Gewürze erinnern. Falls Sie dann noch eine Aussage darüber treffen können, ob es rote oder schwarze Früchte sind, frische oder getrocknete bzw. gekochte, dann sind Sie schon richtig weit. Vielleicht erinnert Sie ein Wein auch ganz konkret an etwas, das Sie aus dem Alltag kennen. Je mehr unterschiedliche Düfte Sie in einem Wein finden, ob Sie diese nun benennen können oder nicht, umso komplexer ist er und umso höher ist die Qualität. Wenn Sie drei bis fünf unterschiedliche Aromen identifizieren können, sprechen wir bereits von einer mittleren Komplexität.
Es gibt ja nur zwei Arten von Wein: Wein, der schmeckt und Wein, der nicht schmeckt!
Die Aromen eines Weins können in drei unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden: Primär-, Sekundär- und Tertiäraromen.
Die Primäraromen werden dabei von der Traubensorten, dem Klima, Boden und der Arbeitsweise des Winzers beeinflusst. Sekundäraromen entstehen im Keller bei der Gärung, durch einen intensivierten Kontakt mit der Hefe, einem biologischen Säureabbau oder der Lagerung des Weins in Holzfässern. Und Tertiäraromen sind die Düfte, die bei der Entwicklung der Frucht, einer weiteren Reifung in der Flasche oder durch absichtliche Oxidation vor dem Füllen (z.B. bei Sherry und Portwein) entstehen.
Der Geschmack
Nehmen Sie einen mittelgroßen Schluck in den Mund und verteilen Sie ihn mit der Zunge. Sie können den Wein auch „kauen“. Ziel ist, dass der Wein überall im Mund ankommt. Und dann schlucken Sie den Wein einfach runter.
Versuchen Sie nun Aussagen zur Süße und Säure zu treffen. Süße können wir sehr gut einschätzen. Die meisten Weine aus unserem Sortiment sind jedoch trocken. Säure erkennen Sie am besten, wenn Sie bereits runtergeschluckt haben. Sie äußert sich durch ein Prickeln an den Zungenrändern und Speichelfluss. Je mehr davon, desto höher ist die Säure. Wenn Ihnen der Wein zu „sauer“ ist, dann lassen Sie ihn wärmer werden und probieren etwas mit Salz und Fett dazu (Chips, Käse, etc.). Rotwein hat Tannin, das eine austrocknende Wirkung hat und die Zunge pelzig erscheinen lässt. Sie kennen das Gefühl auch von lange gezogenem schwarzen Tee oder Walnüssen. Wenn Sie einen Wein mit hohem Tannin haben, dann probieren Sie ihn zu Käse oder auch einem Gericht mit reduzierter Soße. Die trocknende Wirkung wird dadurch deutlich gemindert.
Der Körper bzw. die Viskosität eines trockenen Weins wird in erster Linie vom Alkohol bestimmt. Es ist ein Mundgefühl. Vielleicht bekommen Sie durch folgende Vergleiche ein besseres Bild: Ein Schluck Wasser ist dünnflüssig und hat einen leichten Körper. Ein Schluck Mangosaft ist dickflüssig, also körperreich. Suchen Sie wieder nach Aromen. Je mehr Sie davon finden, desto besser ist das für die Beurteilung der Qualität.
Wichtig ist noch die Länge (auch Abgang genannt) eines Weins. Je länger der Nachgeschmack auf der Zunge bleibt, desto länger ist der Wein und desto besser ist die Qualität. Doch sobald nur noch Säure und / oder Bitterstoffe bzw. die austrocknende Wirkung vom Tannin vorhanden sind, ist der Abgang beendet. Gleichzeitig scheint die puffernde Schicht zwischen der Zunge und dem Gaumen zu verschwinden. Es kann das Gefühl entstehen, dass sich die Zunge an den Gaumen klebt. Ein Abgang ab rund fünf Sekunden ist bereits ein mittlerer Abgang. Ab etwa 10 Sekunden kann man von einem langen Abgang sprechen.
DIE BEWERTUNG
S C H M E C K T – S C H M E C K T N I C H T
Das können wir alle, ohne dass uns jemand reinredet. Die Geschmäcker sind zum Glück auch verschieden. Und der eigene Geschmack kann sich mit der Zeit auch verändern, so dass wir lieber zu anderen Weinen greifen.
Q U A L I T Ä T
Zur Beurteilung der Qualität werden die Komplexität von Aroma und Geschmack sowie die Länge des Abgangs herangezogen. Ein einfacher Wein hat eine geringe Komplexität beim Riechen und Schmecken. Der Abgang ist kurz. Ein durchschnittlicher Wein ist in diesen Kategorien immer noch im unteren Bereich, nähert sich aber deutlich den Mittelwerten an. Ein Wein mit einer guten Qualität verfügt über eine mittlere Komplexität beim Riechen und Schmecken. Ebenso
ist der Abgang mittellang. Weine von sehr guter Qualität müssen bei mindestens einer dieser Kategorien einen hohen Wert aufweisen. Herausragende Weine haben eine sehr hohe Komplexität und einen sehr langen Abgang von ca. 15 und mehr Sekunden.
P R E I S
Je höher die Qualität ist, desto höher wird vermutlich der Preis für einen Wein sein. Weine, die als sehr gut bewertet werden, sind meist nicht unter 10 Euro zu haben. Als gut bewertete Weine können dagegen schon mal etwas unter 10 Euro kosten. Einfache und durchschnittliche Weine liegen in der Regel um 5 Euro. Hervorragende Weine liegen über 20 Euro.