Champagner Messe

Veröffentlicht am Mittwoch 20. April 2022

Champagner Messe

Diese Themen bewegen die Champagne

Bernhard Meßmer

Bernhard Meßmer

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Vor Ostern waren wir in der Champagne beim Printemps de Champagne. Das ist eine Reihe von kleineren Messen, bei denen sich unterschiedliche Gruppierungen von Champagner Winzern präsentieren und einen Teil ihres Programms vorstellen. Zielgruppe sind Importeure, Händler, Gastronomen und Journalisten. Bereits seit 10 Jahren fahren wir jedes Jahr zu diesem fantastischen Anlass nach Reims, da man in kürzester Zeit viele Winzer treffen und neue Kontakte schließen kann. Natürlich sind die Veranstaltungen in den letzten beiden Jahren aufgrund von Corona ausgefallen. Somit war es eine umso größere Freude, Freunde und Bekannte wieder treffen zu können und neue Kontakte zu knüpfen.

Diese Themen bewegen die Champagne:
Knappe Weinmengen in 2020 & 2021 sowie Frost 2022

In 2020 hat die CIVC (bestimmende Dachorganisation in der Champagne) die Erntemenge aufgrund des Nachfrageeinbruchs durch Corona drastisch reduziert, so dass deutlich weniger Grundweine als in durchschnittlichen Jahren produziert werden durften. Dieses System der Anpassung der Erntemenge während des Jahres ist einzigartig. Andere Regionen haben auch Höchsterträge, welche nicht überschritten werden dürfen. Doch diese bleiben über lange Zeiträume gleich. In der Champagne ändert sich die erlaubte Menge von Jahr zu Jahr. In 2020 lag sie lediglich bei 8.000 KG pro Hektar. Dies entspricht einem Rückgang von mehr als 25% gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen Jahre. Viele kleinere Winzer betrachteten dies als große Ungerechtigkeit, da gerade viele kleine Qualitätsproduzenten im Gegensatz zu den großen Häusern geringere Absatzeinbußen oder gar Zuwächse verzeichnen konnten.

Das Jahr 2021 brachte dann sehr verlustreiche Frühjahrsfröste, durch die manche Winzer 30 bis 60 Prozent der gesamten Ernte bereits frühzeitig verloren haben. Hinzu kam ein sehr feuchter Witterungsverlauf im gesamten Jahr, die durch Pilzerkrankungen weitere Verluste nach sich zogen. Je nachdem, wo die Winzer ihre Weinberge haben und ob sie gegen Mehltau vorgehen konnten, mussten sie Ernteausfälle in Höhe von 30 bis 80 Prozent, manchmal sogar bis hin zum Totalausfall hinnehmen.

Ein Teil der Ausfälle kann durch ein besonderes System ausgeglichen werden, welches es wiederum nur in der Champagne gibt. Es gibt eine Weinmenge pro Hektar, die der Winzer im Keller haben, aber nicht zusätzlich nach Belieben zur Produktion hinzuziehen darf. Diese Menge ist streng reguliert und durfte in 2021 verwendet werden, um die Ernteausfälle zumindest zu einem Teil abzufangen.

Ganz aktuell sind die geringeren Ernten von 2020 und 2021 eigentlich noch nicht bemerkbar. Denn durch die traditionelle Flaschengärung kommen die Weine Ende diesen Jahres, vermehrt aber in den nächsten zwei bis drei Jahren auf den Markt. Um die dann weniger verfügbare Menge abzufedern, beginnen die Winzer aber bereits jetzt damit, weniger Champagner auf den Markt zu bringen, um damit insgesamt eine gleichmäßigere Verfügbarkeit zu haben, sobald sich die Ernteausfälle voll auswirken.

In den nächsten Wochen schauen viele Winzer in der Champagner ganz besonders nervös auf die Wetterberichte. Denn bis Ende Mai kann es noch zu Nachtfrösten kommen, welche die bereits ausgetriebenen Knospen erfrieren lassen und damit wiederum sehr große Schäden anrichten können. Falls es zu Ausfällen im Ausmaß des Vorjahres kommen würde, wären viele Winzer in ihrer Existenz bedroht. Denn aufgrund der geringen Erträge der letzten beide Jahre sind die finanziellen Reserven vieler Winzer aufgebraucht, ebenso wie die für solche Fälle abmildernde Weinreserve in den Kellern.

Champagner Messe

Frost

Die Schäden durch Frühjahrsfröste haben in der Champagne in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aufgrund des Klimawandels treiben die Reben früher aus und sind dadurch empfindlicher gegenüber der Kälte. Dabei kann man nicht genau sagen, bei welchen Temperaturen genau es kritisch wird. Es kommt auch auf die Feuchtigkeit an, die sich im Boden befindet. Je höher die Feuchtigkeit ist, desto größer können die Schäden sein. Deshalb ist der letzte kritische Tag die Vollmondnacht im Mai, da durch die Anziehungskraft des Mondes die Feuchtigkeit aus dem Boden vermehrt an die Oberfläche tritt und dann bereits ab minus 3 °C Erfrierungen verursachen kann. Eine Gegenmaßnahme, die manche Winzer inzwischen ergreifen, ist, das alte Holz des Vorjahres später abzuschneiden. Auf diese Weise versuchen sie den Austrieb der Knospen zu verzögern. Eine andere Maßnahme ist das Aufstellen von großen Paraffinkerzen in den kritischen Nächten. Sie strahlen einerseits Wärme ab, andererseits bringen sie die kalte Luft in Bewegung, so dass wärmere Luftschichten nachfließen können. Doch diese Methode ist sehr aufwändig und oft wenig erfolgreich. Windräder und Sprinkleranlagen sind weitere Methoden, um die tiefsten Nachttemperaturen im Frühling etwas abzumildern. Auch die Windräder sollen wiederum die Luft bewegen, so dass wärmere nachfließen kann. Doch auch diese Maßnahme ist nicht sehr effektiv, so dass sie nur selten angewandt wird. Mit dem Sprühen von Wasser wird um die Knospen ein Eismantel gebildet. Und solange Wasser aufgebracht wird, sinken die Temperaturen unter der Eisschicht weniger als in der Umgebung ab. Vor allem im etwas südlicher gelegenen Chablis oder auch beim Obstanbau in Südtirol ist diese Methode häufiger anzutreffen. In der Champagne ist sie bisher noch recht wenig verbreitet.
 

Jahrgänge 2018 bis 2020

Äußerst positiv wird die Stimmung, wenn man die Winzer auf die Qualität der Jahrgänge 2018 bis 2020 anspricht. Manche nennen es bereits eine Trilogie dreier außergewöhnlich guter Jahre, wie es sie nur ganz selten gibt.

Bereits jetzt wird das Jahr 2018 als eines der besten in der Champagne seit der Jahrtausendwende gehandelt. Auf ein warmes Frühjahr kam ein trockener und heißer Sommer. Hinsichtlich von Frost, Blüte und Pilzerkrankungen gab es keine Probleme. Die Trauben blieben gesund und konnten sehr gut ausreifen. Die Ernte begann im August äußerst früh. Neben einer stattlich großen Menge überzeugt auch die Qualität der Grundweine. Die Säure ist nicht ganz so hoch, aber dafür verfügen die Trauben über eine äußerst hohe aromatische Reife. Die ersten Brut sans Année, also Champagner mit Reserveweinen, welche als Basis den Jahrgang 2018 haben, sind bereits verfügbar.

Das Jahr 2019 begann mal wieder sehr sorgenvoll. Denn der Frost hat regional für große Schäden gesorgt, so dass gleich der Ertrag von 3% der gesamten Rebfläche der Champagne verloren ging. Nach der Kühle kam Trockenheit und mehrere Hitzerekorde wurden geknackt. Die Ernte begann früh, am 2. September. Als diese dann eingebracht war, fiel den Winzern nach dem fordernden Witterungsverlauf ein Stein von Herzen. Die Säure in den Weinen ist hoch, die Zuckerwerte stimmen und das aromatische Potenzial ist äußerst vielversprechend.

In 2020 wurde ebenfalls sehr früh, ab dem 20. August, geerntet. Es war nach 2018 wieder ein sehr warmes und trockenes Jahr mit einer sehr hohen Traubenreife. Die Winzer sind mit der Traubenqualität sehr zufrieden. Jedoch nicht mit der Menge. Denn aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Höchsterträge auf nur 8.000 Kg pro Hektar begrenzt.

 

Steigenden Preise in  2022

Die hohen Ernteausfälle der Jahre 2020 und 2021 haben dazu geführt, dass die Preise steigen, da die Winzer weniger zu verkaufen haben und trotzdem den Großteil der Kosten stemmen müssen. Hinzu kommt, dass die Preise für praktisch alle Rohstoffe aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges teils drastisch angezogen haben. Für Flaschenglas, das sehr energieaufwändig produziert wird, muss bereits bis zu 50% mehr bezahlt werden. Deutlich verteuert oder nur mit längeren Wartezeiten erhältlich sind Holzpaletten, Etiketten, Folien für die Flaschenhälse und vieles mehr. Dazu kommen noch erhöhte Energiekosten. Die erste Runde der Preiserhöhungen der Winzer hat es bereits zu Jahresbeginn gegeben. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass weitere Aufschläge, nicht zuletzt für den Transport, erhoben werden.

Bereits jetzt wird das Jahr 2018 als eines der besten in der Champagne seit der Jahrtausendwende gehandelt.
Champagner Messe

Jerome Dehour erklärt Bernhard Meßmer den neuen Jahrgang


Fazit

Freuen können wir uns in den nächsten Jahren auf herausragende Qualitäten aus der Champagne. Die drei Jahre 2018, 2019 und 2020 stellen eine Trilogie mit besonderen Qualitäten dar, wie sie nur sehr selten auftritt. Trotzdem ist die Situation bei den meisten Champagner Winzer äußerst angespannt. Nach drei Jahren (2019 bis 2021) mit sehr geringen Erträgen sind die Reserven (Weinmengen und Liquidität) mancher Familienbetriebe fast aufgebraucht, so dass ein weiteres Jahr mit großen Ernteausfällen die Situation dramatisch verschärfen könnte. Deshalb ist die Furcht vor kalte Frostnächten, wie sie noch bis Ende Mai auftreten können, besonders groß. Leider müssen wir uns als Verbraucher in den nächsten Monaten auf steigende Champagnerpreise einstellen. Neben dem knappen Angebot sind die Preistreiber die gestiegenen Rohstoffpreise. Wir von einfach geniessen versuchen dies zum Teil auszugleichen, indem wir immer wieder neue Talente aufspüren, welche noch nicht allzu bekannt sind, so dass deren Champagner noch zu sehr attraktiven Preisen zu bekommen sind. 
 

Impressionen der Messe 

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